Vor acht Monaten ist unsere kleine Maus auf die Welt gekommen, und ich habe seitdem zwar allerhand auf Instagram über meine neue Mutterrolle und das Leben mit Antonia geschrieben, mir aber – außer hier und hier – nicht die Zeit genommen, ein bisschen tiefer zu gehen und aufzuschreiben, was ich tagein, tagaus denke und fühle. 

Acht Monate Toni Lotta – das sind acht Monate ohne eine einzige Nacht länger als drei bis vier (eher zwei) Stunden am Stück geschlafen zu haben, acht Monate absolut riesige Liebe, die noch immer größer zu werden scheint, acht Monate voller Herausforderungen, Selbstzweifel und Unsicherheiten und acht Monate Zurechtfinden zu dritt. 

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Um es mal direkt auf den Punkt zu bringen: Ich habe mir das Mamasein nicht so anstrengend vorgestellt. Hätte nicht gedacht, dass mein Kind eins sein wird, das nicht im Kinderwagen liegt (ich vor der Geburt: „Verstehe nicht, was alle immer sagen. Ich werde mein Baby von Anfang an in den Wagen legen, also wird sie sich dran gewöhnen.“ – hahahahah, ok); hätte nicht gedacht, dass die Nächte über einen so langen Zeitraum so unruhig sein können, und vor allem hätte ich nicht gedacht, dass die Muttergefühle, die Bindung, die Liebe so groß werden, dass man einfach nie, nie, nicht mal für eine Stunde im Fitnessstudio abschalten kann. 

Ich bin der Meinung, mit Toni haben wir so gut wie alles, was man haben kann an Herausforderungen (mit einem quietsch-fidelen, gesunden Baby, meine ich; dass wir nur „Luxusprobleme“ haben im Vergleich zu Familien mit kranken oder behinderten Kindern, versteht sich von selbst). Vielleicht liegt das daran, dass sie schon mit knapp fünf Monaten wie wild gekrabbelt ist und ständig, ständig neues lernt und weiter will. Sie ist nicht zu bremsen in ihrem Ehrgeiz, hält keine Sekunde still, will gucken und sich bewegen – wehe dem, der kommt und sie in ihrer Bewegungsfreiheit einschränken will. Im Gegenzug braucht sie die absolute Nähe zum Schlafen: tagsüber in der Trage (ich vor der Geburt: „Ist doch super, die Babies schlafen am Anfang so viel, man hat ja ganz viel Zeit für sich“ – hahahahah, ok) – und zwar ausschließlich da. Versuche, sie ins Bett zu legen, selbst wenn ich mich dazu lege, arten aus in 45-minütigen „Schreikämpfen“, bei denen ich in der Regel aus lauter Mitleid und Überforderung mit ihr weine.

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Ich trage mein Baby also tagsüber durch den Schlaf, anfangs viermal, mittlerweile noch dreimal. Nachts protestiert sie in ihrem Gitterbett, obwohl es direkt neben unserem Bett steht; also hole ich sie irgendwann zu uns, genervt natürlich, dass sie wieder „nur meckert“, nur um dann aus lauter Müdigkeit und Mitgefühl kurze Zeit später mitten in der Nacht loszuweinen, wenn sie da so zwischen uns liegt, dieser klitzekleine Mensch, ihre Hände in meine geschoben, ihre Füße an meinen Bauch, so klein, so nähebedürftig, so sehr auf mich angewiesen, so hilflos, so süß und so perfekt.

Ich kann nicht beschreiben, wie sehr ich dieses kleine Knäuel liebe und wie stolz sie mich macht. Wenn ich Fotos von mir sehe, in denen ich schwanger bin, kapiere ich nach wie vor nicht, dass dieses kleine willensstarke Persönchen mit einem so sonnigen Gemüt im Februar noch in mir drin war. Es ist absolut verrückt. Seit ein paar Wochen ist sie – von den Nächten abgesehen – ein so fröhliches Baby, wie man es sich wünscht. Sie lacht mich an, ihren Papa, rennt plappernd durch die Wohnung, krabbelt links, krabbelt rechts, zieht sich hoch, räumt Schubladen aus, schaut bei allem immer wieder nach uns, ob wir auch bloß noch da sind. Treffen sich unsere Augen, lacht sie laut los, und ich komme nicht umhin, zu ihr zu gehen, sie auf den Arm zu nehmen, ihre Speckbäckchen zu küssen und ihr zum tausendsten Mal zu sagen, dass es keine Worte gibt dafür, wie sehr ich sie liebe.

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Zeitgleich treibt sie mich in den Wahnsinn, wir hatten so viele Nächte, in denen ich dachte, ich packs einfach nicht. Ich kann nicht mehr. Ihr Spieltrieb nachts hat mich (und bringt mich weiterhin) an meine Grenzen gebracht, jede Nacht ab 2 Uhr wird es unruhig, wacht sie auf, ist sie erstmal wach. Wir sind oft von 2 bis 3 und dann nochmal von 5 bis 7 oder 4 bis 6 Uhr wach, sie will krabbeln, spielen, patscht in meinem Gesicht rum, zieht an den Haaren. Sie dann auf den Arm zu nehmen und zurück in den Schlaf zu wiegen, ruft Tobsuchtsanfälle hervor, sodass ich – mit Hilfe einer Schlafberaterin – beschlossen habe, ich lasse sie. Ein Baby, das nicht schlafen will, kann man nicht zum Schlafen bringen, also sind wir wach. Schlafen in Etappen, jede Nacht. Morgens ab 6 oder 7 kümmert sich mein Freund um sie, und ich schlafe bis 9 Uhr.

Ich finde das die Hölle, und ich habe mich oft gefragt, wie andere Menschen mehr als ein Kind zur Welt bringen. Auf der anderen Seite: Die Liebe überwiegt einfach, auch ich werde, wenn möglich, ein zweites Kind bekommen. 

Ich bin keine Mama, die komplett in ihrer Mutterrolle aufgeht. Mir fehlt Zeit für mich. Mir fehlt meine Arbeit. Mir fehlt es, frei zu sein für kreative Gedanken, Spaßprojekte, für meine Hobbies, fürs Kochen, Backen, Fotografieren. Eine Freundin meinte letztens, dass ich vielleicht zu sehr an meinem „alten Leben“ festhalte; da kann ich nur gegen behaupten: Ja, mache ich, aber bewusst. Ich möchte nicht alles, was ich vorher hatte, aufgeben für mein Kind. Man büßt ja schon genug ein. Die Abende werden auf dem Sofa verbracht, für jeden Babyschlaf kommen wir nach Hause, ich rede nicht, bewege mich nicht, wenn sie schläft. Der Haushalt hängt hinterher, sobald sie abends um 19 Uhr (im Bett dann endlich mal) schläft, habe ich noch tausend Dinge zu tun, bevor ich mich für eine halbe Stunde zumindest aufs Sofa setze. 

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Beziehungsleben? Gibt es kaum. Ich sage zu meinem Freund, lass uns ihren 1. Geburtstag abwarten, danach fahren wir mal zusammen – nur wir zwei – ein Wochenende lang weg, irgendwo in ein Wellnesshotel. Wie verlockend das für mich klingt: ausschlafen, Sauna, Spazierengehen, rumliegen, im Sitzen und in Ruhe essen, ganze zwei Tage lang. In der Tat ist das ein bisschen mein „Ziel“: es bis dahin zu schaffen. 

Es kann nur besser werden, habe ich in den letzten Wochen (, in denen wir zudem absolut gestresst waren wegen eines Umzugs; kleine Anmerkung nebenbei: Umziehen mit Baby würde ich nie, nie wieder machen) oft gedacht, oder – auch im Hinblick auf ein zweites Kind – schlimmer kann es kaum werden. Auch hier wieder: Natürlich haben wir absolute „Luxusprobleme“, von wahren Problemen kann man erst reden, wenn Antonia krank wäre, wir finanziellen Druck hätten, usw.

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Tatsächlich bin ich mitunter unglücklich und fühle mich manchmal leer. Fühle mich gelähmt, entschleunigt, bin so müde, dass die Augen brennen. Fühle mich im Stich gelassen von meinem Freund, der viel zu viel arbeitet. Bin unfair Leuten gegenüber, die mich kritisieren oder deren Babies schlafen und „einfach“ sind. Ich mag mich selbst nicht sonderlich im Moment. Der Schlafmangel macht böse Sachen mit einem. 

Und ich weiß: Ich mute mir viel zu viel zu. Arbeiten gehen, zu Hause arbeiten, schon mal wieder Kontakte knüpfen jetzt zum Ende der Elternzeit hin, nächste Schritte planen, am Lebenslauf feilen. Die Wohnung soll stets aufgeräumt sein, Wäsche gefaltet, Obst und Gemüse im Kühlschrank sein. Ansprüche runterschrauben ist das große Zauberwort, das hier in der Wohnung wie eine Wolke über uns schwebt – vielleicht könnten sich da alle eine Scheibe von abschneiden, sowohl ich als auch unser kleines Raketenbaby aka. Turbo-Toni. 

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Die Zukunft sieht jedoch, glaube ich, rosig aus: Wir haben seit letzter Woche eine Babysitterin, die zweimal wöchentlich 3–4 Stunden kommt. Ich habe wieder mehr Zeit zum Arbeiten, kann mal raus gehen, Sport machen, Kaffee trinken. Mir fällt es aktuell noch schwer, loszulassen und mein Baby abzugeben. Aber ich weiß, dass ich auf Dauer von der Babysitterin profitieren werde.

Mein Freund macht drei Monate Elternzeit ab Mitte Dezember. Auch das ist ein Licht am Himmel. Ich finde es so oft traurig genug, dass ich so wenig von meinem Leben mit Toni mit ihm teilen kann. Wir haben so viel Spaß zu dritt, und die Liebe zu unserem Kind mit ihm teilen zu dürfen, ist ein sehr, sehr großes Geschenk.

Kaum zu glauben, dass schon acht Monate vergangen sind, in denen ich Mama bin. Ich fand den Anfang anstrengend und herausfordernd, doch kein Vergleich zu dem, was wir jetzt seit Monaten hier durchmachen mit der Schlaflosigkeit und meiner Aufgabe, hinter Toni her zu rennen, dieses Energiebündel  „im Zaum zu halten“. Dennoch würde ich nicht mit der Anfangszeit tauschen wollen, denn sie gibt mir eben auch sooo viel zurück, es macht unfassbar viel Spaß mit ihr zu spielen, zu lachen, zu kuscheln. Sie ist ein so perfektes kleines Wesen, unfassbar hübsch und unglaublich clever, so ambitioniert und lustig und aufgeweckt.

Ich will keinen Tag mit ihr missen; das Paradoxe ist nur einfach, dass ich eben auch gerne wieder mehr „ich“ wäre, weniger gereizt, netter zu anderen und zu mir selbst. Oft fehlt mir mein altes Leben, zumindest ein bisschen, hauptsächlich und vor allem anderen: die Nächte. Und dennoch: Tauschen zu wollen kommt mir absolut nicht in den Sinn. Ich kann mir ein Leben ohne meine Toni Lotta nicht mehr vorstellen. Sie ist mein Ein und alles, eine so große Liebe, das mir täglich das Herz zu platzen droht.

Ich hoffe, ich habe anderen Mamas vielleicht ein wenig von der Seele geschrieben; das Feedback, das ich bei Instagram bekomme, ist oft: „Mir geht es genauso“. Anscheinend reden nicht sehr viele offen darüber, was das Mama-Leben an Herausforderungen mit sich bringt. Ich finde das nur natürlich, offen zu sein.

Ich freue mich sehr über eure Kommentare und Nachrichten, gerne über Instagram oder hier im Kommentarfenster.

Liebst,
Lea Lou

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Die Fotos hat meine Freundin Claudia Simchen gemacht im neu eröffneten Lindley Lindenberg Hotel in Frankfurt.

Author

Hey, ich bin Lea Lou, Food-Fotografin, Content-Kreateurin, Mama und Yoga-Lehrerin.

2 Comments

  1. Liebe Lea, ich finde dein Beitrag so toll und ehrlich!!
    Ich bin keine Mama und weiß nicht ob ich je eine werde. Ich habe so viele Sorgen und Ängste was das Mama werden angeht und ein wenig habe ich mich in deine Worte wieder gefunden.
    Ich habe das Gefühle, dass viele Mütter Angst haben das zu äußern was du hier geäußert hast.
    Sie haben Angst kritisiert zu werden und sie wollen immer nur als Heldinnen gesehen werden. Weil eine Mama so sein muss?! Warum? Mütter sind auch nur Menschen. Wieso können sie nicht auch die Nerven verlieren?? Ich finde das toll, dass du darüber schreibst, dass nicht immer nur alles schön und toll und ruhig ist und und….

    Liebe Grüße Lory.

    • Liebe Lory, ganz lieben Dank für deine ebenfalls sehr offenen und ehrlichen Worte! Für mich liegt es auf der Hand, mit meinen Sorgen, Ängsten, mit schlechten Tagen offen umzugehen, da mir vor allem das letzte Jahr gezeigt hat, dass man schnell sehr einsam dasteht, wenn man glaubt, bei den anderen läuft es immer super toll und sie lieben ihre Kinder mehr als man selbst. Ich habe es mir ein bisschen auf die Fahne geschrieben, auch die schlechten Zeiten zu portraitieren, da sie nunmal eben dazu gehören – und vor allem: überall der Fall sind. Ich frage mich auch oft, warum Mütter als Superheldinnen gelten, es macht den Druck nicht geringer! Ich freue mich, dass du den Beitrag gelesen hast und danke dir für deinen Kommentar. Alles Liebe für dich – ob mit oder ohne Kindern! 🙂

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